„Die Ufer dies- und jenseits des Flusses sind gesäumt von Herrenhäusern und den herrlichen Anwesen der Aristokraten und begüterten Bürger mit Parkanlagen, Gärten und stark besiedelten Dörfern, so dass es dem Reisenden scheinen mag, dass er unterwegs zu einer Stadt ist und dass die 16 Meilen lange Strecke eine fast durchgehende Ortschaft bildet, die diese Hauptstadt mit Padua verbindet“
(Vincenzo Coronelli, 1697)
Im Jahr 1574 wurde der Brentakanal von Venedig bis zum Flusshafen in Padua von einer Schiffsflotte befahren, die Heinrich III., König von Frankreich, auf seiner Rückkehr aus Polen begleitete… und die Hoheit war beeindruckt.
Auch Thomas Coryat, ein englischer Reisender und Schriftsteller, war begeistert von den Schönheiten der Riviera.
Im September 1728 bestieg Montesquieu in Venedig ein Burchiello: „auf dem Brenta, einem Fluss, der mit Hilfe von vier Schleusen in einen Kanal verwandelt wurde; auf diese Weise kann ein einzelnes Pferd ein recht großes Boot ziehen, und man legt in acht Stunden fünfundzwanzig Meilen zurück. Auf dem Brenta sieht man viele schöne Patrizierhäuser. Der Edle Pisani hat begonnen, eine Villa zu bauen, die außerordentlich prächtig sein wird…“
Giacomo Casanova schildert in der „Geschichte meines Lebens” seine Erfahrung auf einem Burchiello aus dem Jahre 1734 in Begleitung von Baffo, einem berühmten Verfasser von erotischer Literatur aus Venedig.
„Ein Fluss“, schrieb Gabriele D’Annunzio in seinem RomanDas Feuer, „einst prächtig und glanzvoll in den Sonetten der galanten Abbés, wenn die Burchielli voller Musik und Vergnügen die Strömung hinabfuhren.“
Am 17. April 1345 setzte der Hohe Rat der Republik Venedig das Gesetz außer Kraft, das den Bürgern der Serenissima bis zu diesem Zeitpunkt den Kauf von Grundstücken auf dem Festland untersagt hatte, so dass sich das Interesse der venezianischen Patrizier vom Handel zum Teil auf das Festland und die Ufer des Brenta verlagerten.
Aus den Möglichkeiten, die sich durch die intensivere Nutzung der Besitztümer und Ländereien boten, ergab sich die Notwendigkeit einer ortsnahen Überwachung der Produktion.
So entstanden die Residenzen auf dem Land, die diesen neuen Anforderungen genügten und in einem einzigen Komplex den Wohnbereich der Herrschaften und die verschiedenen Dienstgebäude vereinigten. Die Villen unterschieden sich aufgrund ihrer Zweckbestimmung:
– die Villa als herrschaftliches Gehöft für landwirtschaftliche Unternehmungen, als Tempel, in dem sich Künstler und Intellektuelle gesellig trafen, als repräsentatives Herrenhaus für feierliche Empfänge und Bankette sowie prächtige Residenz, die von berühmten Architekten gestaltet und von brillanten Künstlern mit Dekorationen und Fresken geschmückt wurde und für diese prunkvolle Epoche Zeugnis ablegen.
Große Architekten wie Palladio, Scamozzi und Frigimelica schufen Villen für die venezianische Aristokratie, die ihre „Sommerfrische“ auf dem Festland in einem wahren Arkadien verbrachte, einer Idylle mit Damen und Kavalieren, die spielten, sangen, tändelten und Geschichten erzählten.
Die „Villa Veneta” brachte die Mode der „Sommerfrische“ mit sich, die in Venetien zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert aufkam und erst nach zweihundert Jahren, nach dem Untergang der glorreichen Republik Venedig im Jahre 1797, ihr Ende fand. Aus diesem Grund wurden in dem Gebiet ungefähr 2.000 Villen errichtet, die noch heute die jahrhundertealte architektonische Tradition unter Beweis stellen.
Vom 16. Jahrhundert an wurden an den Ufern der Kanäle und Flüsse, die von Venedig aus bequem zu erreichen waren, prächtige Sommerresidenzen erbaut.
Der Brentakanal, der unter anderem Venedig mit Padua verband, war besonders beliebt, eine vergnügliche Strecke und die ideale Fortsetzung des Canal Grande von Venedig, wo mehr als siebzig Luxusvillen entstanden.
Hier, nicht weit von der Stadt, verbrachten die begüterten Adligen ihre Ferien und reisten aus Venedig in bequemen Wasserfahrzeugen namens Burchielli an, die dem schiffbaren Kanal Brenta flussaufwärts folgten; diese Boote wurden von San Marco aus durch die Lagune von Venedig bis Fusina gerudert und dann von Pferden an der Riviera del Brenta entlang bis Padua getreidelt.
Die Burchielli waren typische venezianische Boote für die Beförderung von Passagieren mit einer überdachten Kabine und drei oder vier aufwändig gearbeiteten und verzierten Balkonen, mit denen nur die reiche Oberschicht Venedigs verkehrte, um ihre Villen auf dem Land zu erreichen.
Unter den zahlreichen Beschreibungen dieser Fähren zitieren wir hier die umfassendste aus einem Bericht von Charles de Brosses, den der Jurist während seiner Italienreise schrieb (1739): „Es ist die reizvollste Errungenschaft der Welt, in ihrem schönen Aussehen unseren Wasserkutschen sehr ähnlich und unendlich viel sauberer und eleganter, mit einem kleinen Vorraum für die Diener, einer mit venezianischem Brokatell tapezierten Kabine und einem Tisch sowie zwei mit Maroquin verkleideten Korridoren, die sich auf acht authentische Fenster und zwei Glastüren öffnen. Wir fanden unsere Unterkunft so angenehm und bequem, dass wir anders als sonst nicht die mindeste Eile hatten anzukommen, zumal wir reichlich mit Lebensmitteln und kanarischem Wein versorgt waren…“
„Il Burchiello” wurde so etwas wie eine Bühne, auf der sich die verschiedenen sozialen Schichten vermengten. Goldonibeobachtete die Menge, während: „man auf dem Boot aus Padua oder vielmehr dem Burchiello war/ das jeden Morgen auf dem Brenta fährt“ und fährt dann fort, „die Gesellschaft bestand aus unterschiedlichen Leuten/ alle saßen in ordentlichen Reihen/ da waren Bürger, normale Menschen / eine Mischung der verschiedensten Personen“.
Ein paar Jahre später, 1760, führte er seine Angaben noch genauer aus: „Ich spreche von dem, das als Mietboot erscheint/ jeden Morgen für die Fahrt nach Padua /nicht von dem nächtlichen, großen Schiff.“
Von dem riesigen Naviglio /mit Spiegeln und Schnitzereien und zierenden Malereien/ das alle zwanzig Minuten eine Meile vorrückt/ dank eines guten Schleppers und gezogen vom Pferd.“
Im Jahr 1786 kommt Goethe nach Padua, besucht den Botanischen Garten, der heute seinen Namen trägt, und steigt in ein Burchiello: „Die Fahrt auf dem Brenta mit dem öffentlichen Schiff, in gesitteter Gesellschaft (da die Italiener sich voreinander in Acht nehmen) ist anständig und angenehm.“
Zu dieser Zeit war die Sommerfrische eine richtige Leidenschaft, während der, wie Goldoni schrieb, „jedermann eine unendliche Freiheit genoss, um große Summen spielte, sich Tafelfreuden hingab, Tanzfeste und Aufführungen veranstaltete“.
Die Fahrt auf den Burchielli war abwechslungsreich und unterhaltsam; während sich das Boot langsam zwischen Villen und Trauerweiden seinen Weg bahnte, sorgten Damen und galante Kavaliere, Adlige und Abenteurer, Komödianten und Künstler an Bord für Stimmung und machten die Fahrt auf dem Fluss zu einem malerischen und angenehmen Erlebnis.
In der Sommerfrische pflegte man auch den „Villengang“: Dann zogen die vergnügten Gesellschaften von einer Villa zur nächsten und von einem Fest zum anderen.
Gegen Ende des 18. Jh. war das Abflauen der „Dolce Vita“ infolge des Niedergangs der Republik von Venedig durch die Hand Napoleons auch im Hinterland spürbar; Passagiere und Flussfahrten wurden immer seltener, und schließlich wurde der Verkehr der Burchielli ganz eingestellt.
Nach 150 Jahren wurde die Strecke für den Tourismus neu entdeckt, und 1960 führte die Ente Provinciale per il Turismo di Padova unter der Leitung von Francesco Zambon den Verkehr wieder ein. Dabei kam ein weißes Dampfboot aus dem ersten Weltkrieg zum Einsatz, das einst die siegreichen Scharfschützen der italienischen Infanterie nach Triest gebracht hatte.
Der Linienverkehr der Burchielli wurde 1960 vom damaligen Präsidenten der Republik Italien Antonio Segni eingeweiht und konnte bald einen beachtlichen Zuwachs an Passagieren verzeichnen.
In den Siebziger Jahren übergab die Ente Provinciale per il Turismo di Padova den Burchiello-Service der alteingesessenen paduanischen Busliniengesellschaft Siamic, die ihn mit Hilfe ihres Tochterunternehmen Siamic Express verwaltete. Sie baute und wertete den Service neu auf und machte ihn international bekannt.
Anfang der 90er Jahre wurden die städtischen Buslinien von Padua der Firma Sita unterstellt, und schließlich wurde der Linienverkehr Il Burchiello von dem paduanischen Fremdenverkehrsunternehmen Antoniana.it erworben, das unter dem Namen „I Battelli del Brenta” schon seit mehr als zwanzig Jahren in der touristischen Schifffahrtsbranche zwischen Padua und Venedig tätig ist.
Wie in alten Zeiten befährt Il Burchiello noch heute das Gewässer des Brenta auf der Strecke Padua-Venedig und zurück; das traditionsreiche Wasserfahrzeug folgt wie einst gemächlich dem Flusslauf des Brenta, während die Fremdenführer an Bord die Geschichte, Kultur und Kunst im Zusammenhang mit den Villen am Brenta erläutern.
Die Ausflugsfahrten finden täglich außer montags von März bis Oktober mit Abfahrt in Venedig (Dienstag, Donnerstag und Samstag) oder in Padua (Mittwoch, Freitag und Sonntag) statt.
Bei den wunderschönen und berühmten venetischen Villen, die auf so große Namen wie Palladio und Tiepolo zurückgehen, legt das Boot an, um den Fahrgästen während eines Halts die Möglichkeit zu geben, sich von den Fremdenführern die Innenräume zeigen zu lassen.
Das Motorboot Il Burchiello ist ein modernes und komfortables Wasserfahrzeug, das mit einer Kabine und bequemen Sofas und einer Brücke mit Panoramablick, die den Passagieren eine herrliche Aussicht bietet, Klimaanlage, Bar und sanitären Anlagen ausgestattet ist.
Auf der spannenden Fahrt passiert man neun Drehbrücken und fünf Schleusen, richtiggehende „Aufzüge im Wasser“, die dem Wasserfahrzeug erlauben, den Höhenunterschied von 10 Metern zwischen Padua und Venedig zu überwinden. Aus Padua kommend, endet die Fahrt vor der herrlichen Marmorkulisse im Hafenbecken beim Markusplatz in Venedig.