Wenn man den Fluss von Padua nach Venedig hinabfahren will, startet man am Portello, dem alten Flusshafen der Burchielli mit seiner großartigen Treppe in istrischem Karstmarmor aus dem 16. Jahrhundert, die von Canaletto verewigt wurde, und dem herrlichen, an einen Triumphbogen erinnernden Tor aus dem gleichen Material mit acht Säulen und einem kleinen Uhrturm; hier legten die Boote an, die auf den schiffbaren Flüssen und Kanälen verkehrten und Padua samt Umgebung mit der Lagune von Venedig verbanden..
Wenn man auf dem Kanal Piovego inmitten der dichten und üppigen Vegetation an den alten Mauern aus dem 16. Jahrhundert und den imposanten Bollwerken vorbeifährt, passiert man die alte Brücke Dei Graissi und erreicht den Flusshafen von Padua. Hier kamen einst die Boote an, und die Passagiere und Waren erreichten Padua in Wägen und Kutschen.
Dann verlor der Hafen infolge der Fertigstellung des Kanals Piovego seine Bedeutung, weil die Schiffe nun ihre Fahrt bis Padua fortsetzen konnten.
Seine damalige Rolle belegen jedoch noch zahlreiche Patrizierhäuser.
Darunter befindet sich auch die allein stehende und herrliche Villa Giovanelli mit ihren Freskenmalereien, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts von der Familie Giovanelli erbaut wurde und in ihrer Baustruktur palladianische Anklänge mit innovativen Stilelementen von Longhena verbindet; die einzigartige Vorhalle mit ihrem fünfeckigen Grundriss, die hohen korinthischen Säulen, das von Statuen geschmückte Tympanon und der majestätische Treppenaufgang geben der imposanten Fassade eine kulissenhafte Wirkung.
Nach den Schleusen von Noventa Padovana und Strà, wo der Wasserstand sinkt, gelangt man nach Stra, wo der Brentakanal in den Fluss Brenta mündet.
Die Landschaft wird von der großartigen Villa Pisani beherrscht, dem berühmten Dogenpalast auf dem Festland, einer prächtigen Villa, die Pisani zwischen 1720 und 1740 erbauen ließ, um die Bedeutung der Familie zu demonstrieren. Der palastähnliche Bau, dessen Fassade gewaltige Skulpturen schmücken, bewahrt im Inneren die Werke der berühmtesten Künstler aus dem Venetien des 17. Jahrhunderts.
Alvise Pisani, venezianischer Botschafter in Paris zu den Zeiten Ludwigs XIV. und am glanzvollen Hof von Versailles, beauftragte 1735 den Architekten Francesco Maria Preti, das Hauptgebäude der Villa in Strà neu zu gestalten, nachdem bereits die Exedra, die Stallungen, die Orangerie und die imposante Einfriedung errichtet worden waren.
In den zahlreichen Räumen der Beletage befinden sich viele Meisterwerke und Fresken wie die Malereien von Guarana, die Bacchus gewidmet sind, die Säle im pompejanischen oder Empirestil und der prachtvolle Ballsaal, den Giovanbattista Tiepolo mit dem „Ruhm des Hauses Pisani“ ausgeschmückt hat. Dieses Meisterwerk war das letzte Geschenk, das dieser große, für seine Darstellung von himmlischen Gestaden und Engeln bekannte Maler, in Italien schuf. Die Villa liegt geschützt in einem riesigen Park mit jahrhundertealten Bäumen und einem Gartenpavillon auf dem Hügel des Eishauses und dem berühmten Irrgarten, den Gabriele D’Annunzio als Schauplatz für die grausamen Liebesspiele wählte, die Stelio Effrena, sein Held im Roman „Das Feuer”, mit Foscarina trieb. Das große Becken gegenüber den Reitställen ist neueren Datums und dient hydraulischen Versuchen.
Nach dem Niedergang der Republik Venedig ging die Villa in den Besitz von Napoleon I. über, dann an die Familie Savoyen und schließlich an den italienischen Staat, der sie zum Nationalmuseum umfunktionierte.
Von Stra bis Mira säumen die Fassaden von 30 grandiosen Villen den Kanal.
Unter den zahlreichen noch bewohnten Häusern, die in der Mehrzahl nicht besichtigt werden können, sind einige besonders sehenswert: Villa Soranzo mit den Fresken von Benedetto Caliari, dem Bruder von Paolo, auch als Veroneser bekannt, Villa dei Lazzara Pisani, aufgrund ihres architektonischen Erscheinungsbilds La Barbariga genannt, Villa Ferretti Angeli nach einem Projekt von Vincenzo Scamozzi, Palazzo Foscarini, in dem Lord Byron wohnte, und Villa Contarini dei Leoni von Heinrich III, König von Frankreich.
Die Fahrt geht weiter bis Dolo, einem alten und typisch venezianischen Städtchen an der Riviera, dessen Mühlen, Werft und antike Schleuse berühmten Künstlern wie Bernardo Bellotto, Canaletto und Francesco Guardi als Inspiration dienten.
Nach der Schleuse von Dolo fährt man unter Trauerweiden und Drehbrücken an den Villen vorbei bis nach Mira, das von Goldoni im Jahre 1760 so gewürdigt wurde:
„Und nun sind wir im gefälligen Mira / geschmückt mit seinen schönen Gärten und Palästen / man verlässt das Boot und atmet frei / man spaziert, man speist und kehrt dann um / nun wird das berühmte Ross angespannt und es zieht / unser Schiff den Brenta entlang / mancher beginnt zu rauchen, andere singen oder spielen / und irgendwer denkt an sein trauriges Mittagsmahl“
In Mira befinden sich die meisten Villen; hier können wir die berühmten Fassaden bewundern, die dem Kanal zugewandt sind, die grünen Flussbiegungen, die unberührten Winkel, wo die Zweige der Trauerweiden beinahe das Wasser des Kanals streifen.
Besonders sehenswert ist Villa Barchessa Valmarana mit ihrem großzügigen Säulengang, ihrer herrlichen Lage und den kostbaren Fresken aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die Michelangelo Schiavoni, einem Schüler Tiepolis mit dem Beinamen „il Chiozzotto“ zugeschrieben werden. Darunter ist die „Verherrlichung der Familie Valmarana“ besonders sehenswert.
Villa Widmann ist eine typische Sommerresidenz aus dem 18. Jahrhundert mit einem herrlichen Park, einem wahren Juwel der Riviera del Brenta. Das Gebäude ist das Ergebnis eines drastischen Umbaus, der 1750 von den Widmanns an dem vorigen Palazzo der Sceriman nach einem Entwurf des Architekts Tirali vorgenommen wurde. Diese Tatsache erklärt auch den leichten Rokokoeinfluss, der das Hauptgebäude prägt. Im Innenbereich rühmt ein dekorativer Freskenzyklus das Geschick der einflussreichen deutschen Familie Widmann, die es Ende des 16. Jahrhunderts aus Kärnten nach Venedig verschlagen hatte und 1646 ins goldene Buch der venezianischen Aristokratie aufgenommen wurde. Besondere Aufmerksamkeit verdienen das Fresko „Ruhm der Familie Widmann“, das Guarana zugeschrieben wird, und der „Raub der Helena“ von Angeli, die im herrlichen Festsaal bewundert werden können. Die Widmanns verdienen es auch, als Kunstmäzene erinnert zu werden, die bei Carlo Goldoni viele Komödien in Auftrag gaben, darunter das „Vorspiel zur Sommerfrische“ der berühmten Trilogie. Das Adelsgeschlecht Rezzonico, dessen letzter Nachkomme Carlo, später Papst Clemens XIII., war, verband sich mit dem Haus Widmann. Aber auch Elisabetta Widmann Rezzonico starb Mitte des 18. Jahrhunderts und damit das letzte Mitglied der Familie Widmann und die Frau des Senators Graf Piero Foscari, an den ein Bronzewappen am geschwungenen Giebel der Fassade erinnert. Der Park, das landwirtschaftliche Gebäude und die anderen Sehenswürdigkeiten sind überwältigend.
Villa Corner war der Schauplatz prunkvoller Empfänge und glanzvoller, ausgedehnter Feste der Familie (man munkelte, dass sie manchmal sogar acht Tage dauerten); Villa Foscarini, wo sich Lord Byron zwei Jahre lang aufhielt (1817 – 1818)..
Dann geht es weiter nach Oriago, einem altem Kriegsschauplatz der Konflikte zwischen Padua und Venedig, an dem noch der „Termine“ erhalten ist, eine alte Grenzsäule, die an der Ecke eines schlichten Wohnhauses angebracht ist. Dieser Pfahl wurde 1374 zusammen mit anderen in verschiedenen Ortschaften aufgestellt, um die Grenzen des Territoriums während der endlosen Kriege zwischen dem Haus Carrara, den Herren von Padua, und Venedig abzustecken.
Hier ist eine Rast bei dem Restaurant Il Burchiello vorgesehen, während der das Mittagessen bei dem Vertragspartner oder in einem beliebigen Lokal eingenommen werden kann.
Außer den zahlreichen Villen mit ihrer typisch venezianischen Atmosphäre begegnen wir auch der Villa Gradenigo, einem alten Gebäude aus dem 16. Jh., von dem nur der mittlere Bereich erhalten blieb und das Benedetto Caliari, Bruder des Veroneser, mit Fresken ausgeschmückt hat.
Auf der weiteren Fahrt gelangen wir nach Malcontenta, wo wir die Villa Foscari La Malcontenta, eines der Meisterwerke von Andrea Palladio bewundern können; La Malcontenta ist mit ihrem imposanten Pronaos das typische Beispiel einer tempelartigen Villa, die sich zwischen Trauerweiden melancholisch und überheblich im Wasser des Kanals spiegelt.
Die Villa wurde für Nicolò und Alvise Foscari errichtet und gehört noch heute den Nachkommen dieser Adelsfamilie. Wenn man der Legende Glauben schenken will, geht ihr Name „Malcontenta” auf die unglückliche Ehefrau eines Foscari zurück, die hier gegen ihren Willen festgehalten wurde.
Die majestätische Vorhalle mit ihren ionischen Säulen ruht auf einem hohen Sockel, auf den man über zwei Rampen gelangt. Die Namen der beiden Brüder Nicolò und Luigi Foscari sind auf dem Frontispiz des Gebäudes eingemeißelt. Das Bauwerk geht auf den großen Architekten Andrea Palladio aus Vicenza zurück, der das Projekt ab 1560 persönlich leiten wollte. Die beiden Seitenwände sind schlicht und schmucklos, ganz anders als der lebendige und moderne Stil der Südfassade mit Blick auf den Park. Dort ist ein großes, halbrundes Fenster, das an die antiken Thermen erinnert und von vielen Öffnungen in verschiedener Größe, einem unterbrochenen Giebel und unterschiedlichen Rahmen umgeben ist; der marmorierte Putz ahmt weiße Kragsteine nach.
Vier fast orientalisch aussehende Kamine krönen das Dach. Die Villa hat drei Stockwerke: Küchen und Essräume im Erdgeschoss, oben die Beletage und der Zwischenstock. Oberhalb der Eingangstür erinnert eine lateinische Inschrift – unter vielen anderen – an den Besuch Heinrichs III., König von Frankreich aus dem Hause Valois. Das Obergeschoss wurde geschickt in sechs unterschiedlich große Räume unterteilt, die sich um einen kreuzförmigen zentralen Saal gruppieren.
Alle Wände sind mit einem meisterhaften Freskenzyklus von Künstlern wie Gianbattista Franco und Giambattista Zelotti, einem Freund und Partner von Paolo Veronese, dekoriert.
Nachdem Il Burchiello die Villa Malcontenta verlassen hat, fährt es durch die Schleuse Moranzani und die Ortschaft Fusina in die Lagune hinunter.
Nach der Insel San Giorgio in Alga biegt das Boot in den Kanal Giudecca ein: Rechts sieht man den hohen Ziegelbau der Stucky-Mühle, die Erlöserkirche, einen meisterlichen Sakralbau von Palladio, und schließlich die Kirche Le Zitelle.
Il Burchiello manövriert zwischen der Punta della Dogana und der Insel San Giorgio Maggiore und fährt vor der magischen Marmorkulisse ins Hafenbecken von San Marco, wo dieser fantastische Ausflug seinen Abschluss findet.