Villa Foscari „La Malcontenta“ (Mira)
Die Villa, welche die Brüder Nicolò und Alvise Foscari um die Mitte des 16. Jahrhunderts bei Andrea Palladio in Auftrag gegeben haben, steht als isolierter Block und ohne weitere Begleitbauten am Rande der Lagune, in unmittelbarer Nähe des Brenta.
Anstatt eines landwirtschaftlichen Herrenhauses, stellt der Bau eher eine Art Vorstadtresidenz dar, die man in kurzer Zeit mit dem Boot vom Zentrum Venedigs aus erreichen konnte. Die Familie der Auftraggeber war eine der einflussreichsten und wohlhabendsten der Stadt, wodurch sich auch die für Palladio’s Bauten untypische Pracht und die majestätischen Ausmaße erklären.
Der Prunk wird durch die aufwendige Innendekoration von Battista Franco und Gian Battista Zelotti noch gesteigert.
Das Hauptgeschoss ruht auf einem hohen Sockel, der das Piano Nobile vor dem feuchten Boden schützt.
Die Erhebung trägt aber auch zur repräsentativen Wirkung des Bauwerks bei, welches auf diese Weise wie ein antiker Tempel durch den Sockel erhoben wird. In der Gestaltung der Villa verbinden sich viele Elemente der venezianischen Bautradition mit Charakteristika der antiken Architektur. Wie in Venedig üblich, richtet sich die Fassade dem Wasser zu, für die Gestaltung des Portikus und der großen Treppe hat jedoch der – Palladio bereits wohlbekannte – Tempel des Clitumnus als Vorbild gedient.
Die beeindruckenden Zwillingsrampen, verwandelten den Weg zum Eingang der Villa in eine Art Zeremonie: Die Gäste, welche am Ufer vor der Villa mit ihren Booten angelegt hatten, wurden so langsam bis zum Portikus hinaufgeführt, wo der Herr des Hauses sie erwartete. Die traditionelle Lösung einer Versteifung der Seiten der Vorhalle mit geschlossenen Mauern gab Palladio zu Gunsten der repräsentativen Treppenanlage auf, welche links und rechts in die Vorhalle seitlich einmündet.
Die Villa ist ein eindrucksvolles Beispiel für das herausragende Talent Palladios, mit einfachsten Mitteln (hauptsächlich verwendete er Ziegel und Putz) in seinen Bauten die großartigsten Effekte zu erzielen. Wie man durch den abblätternden Putz leicht erkennt, besteht der gesamte Bau der Villa aus Ziegelsteinen – einschließlich der Säulen (bei denen nur die Basen und die Kapitelle aus massivem Stein bestehen), deren Schäfte lediglich mit einem Marmor imitierenden Putz überzogen sind.
Die Fassade der Rückseite ist einer der gelungensten Entwürfe Palladios. Durch ein überraschendes System von Öffnungen wird die Gestaltung der Innenräume bereits an der Außenwand ablesbar. Das große halbrunde Fenster erklärt sich somit durch die Eigenheit des Festsaales, der von zwei sich kreuzenden Tonnengewölben abgeschlossen wird.